Kurz vor der „Tag-Nach-Gleiche“ trafen sich am letzten Freitag wieder Astronomieinteressierte zu Himmelsbeobachtungen in der Sternwarte unserer Schule. Die Tag-Nacht-Gleiche im September markiert aus astronomischer Sicht den kalendarischen Beginn des Herbstes. Sie findet immer etwa am 22./23. September statt. An diesem Tag ist die helle und die dunkle Zeitspanne des Tages gleich lang, d.h. zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang vergehen 12 Stunden. Die Sonne steht dann genau senkrecht über dem Äquator (Äquinoktium). Sie war schon immer der zentrale Taktgeber für das Leben auf der Erde. Der Sonnenhöchststand markierte den „Mittag“ (12:00 Uhr), die Menschen richteten sich bei ihren Aktivitäten bereits von je her nach diesen natürlichen Rahmenbedingungen. Die Sonne sollte dann also am 23. September um 6:00 Uhr ausgehen und um 18:00 Uhr wieder untergehen. Schauen wir uns die aktuellen Sonnenaufgangs- und Untergangszeiten an, dann stellen wir aber sehr große Abweichungen fest. Der Sonnenaufgang ist hier in Kaiserslautern am 22. September um 7:15 Uhr und erst um 19:26 Uhr geht die Sonne wieder unter! Deshalb begann die Veranstaltung auch erst um 20:15 Uhr. Aber woran liegt das? Zwei Gründe sind hier zu nennen: Die Erdoberfläche wurde mit der einsetzenden Industrialisierung geografisch in Zeitzonen eingeteilt. Bis dahin orientierte man sich an den Sonnenuhren, jeder Ort hatte dadurch aber eine „eigene Ortszeit“, diese orientierte sich an der Sonne. Die Handhabung der zeitlichen Unterschiede der jeweiligen Ortszeiten war aber für die Fahrpläne der Eisenbahn schwer umzusetzen. Durch die Einführung der geografischen Zeitzonen wurden die Uhren dann überall angeglichen, anstelle der durch die Sonne vorgegebenen Ortszeit galt dann eine gesellschaftlich festgelegte Zeit. In Kaiserslautern bedeutete das aber, dass dadurch alle Aktivitäten um ca. eine halbe Stunde früher stattfinden mussten. Die Bevölkerung war damit allerdings sehr unzufrieden, dies belegen Aufzeichnungen aus der damaligen Zeit sehr deutlich. Ein zweiter Punkt für die Abweichungen der Sonnenauf- und Untergangszeiten ist die sog. „Sommerzeit“. Während der sieben Monate von März bis Oktober verstellen wir die Zeiger unserer Uhren um eine Stunde nach vorne. Das bewirkt, dass wir zusätzlich zur Zeitangleichung der Zeitzonen während dieser Zeit alle Aktivitäten eine weitere Stunde früher erledigen müssen. Bedenkt man die verstellte Zeit, dann beginnt die Tagesschau schon um 19:00 Uhr, der Wecker klingelt nicht um 6:00 Uhr sondern schon um 5:00 Uhr, etc.. Den Sonnenhöchststand erreichen wir nach der aktuellen Regelung in Kaiserslautern erst fast 1,5 Stunden „zu spät“. Die Abweichung der tatsächlichen Sonnenzeit von der gesellschaftlichen Zeitvorgabe ist also erheblich. Ähnlich der Währungsumstellung, damals wurde immer wieder von Euro zur Mark umgerechnet, führt die Umrechnung in die Normalzeit dann zur „eigentlichen“ Uhrzeit, also zumindest in die entsprechende Zeitzone zurück. Die astronomischen Beobachtungen am Himmel, ob am Tag oder in der Nacht, machen dann eigentlich erst wieder Sinn. Schlussendlich lässt die Astronomie nicht mit sich verhandeln. Die Konsequenzen der „Sommerzeit“ schlagen sich auch in einem erhöhten Energiebedarf in den Morgenstunden nieder. Durch den früheren Start in den Tag wird mehr Energie für die Heizung benötig, denn eigentlich ist es da ja noch Nacht.
Für unsere Himmelsbeobachtungen am letzten Freitag führen die hier beschriebenen Rahmenbedingungen dazu, dass wir zwar wieder deutlich früher als in den Sommermonaten starten konnten, allerdings doch erst um 20:15 Uhr. Orientiert man sich am Sonnenstand, dann ist es etwa 1,5 Stunden früher, also nach Sonnenstand erst ca. 18:45 Uhr. Astronomisch ist das also etwa 45 Minuten nach Sonnenuntergang. Aufgrund des sehr unbeständigen Wetters stand am Freitag allerdings zunächst noch nicht fest, ob die Veranstaltung überhaupt stattfinden konnte. Das Wetterradar machte uns aber für die Abendstunden Hoffnung, deshalb entschieden wir, dass wir es trotz eingeschränkter Sichtverhältnisse versuchen wollten und wir sollten nicht enttäuscht werden. Die Moderatoren Dr. Christian Anders (SAGA) und Dr. Andreas Rueff (BvS) führten durch die Veranstaltung. Zunächst konnte der zunehmende Mond anvisiert werden. Hier waren die die Krater an der Grenze der beleuchteten Oberfläche sehr deutlich zu erkennen. Es zogen zwar immer wieder Wolken auf, aber alle Besucher konnten die Mondoberfläche durch das C-14-Teleskop in der Sternwarte gut beobachten. Später zeigte sich dann auch der Saturn mit einigen seiner 146 (Stand 2023) Monde in einer großen Wolkenlücke. Deutlich waren die Ringe zu sehen, obwohl wir aktuell von der Erde aus sehr „flach“ auf das Ringsystem schauen, den Saturn also eher von der Seite betrachten. Während teilweise einige Wolkenfelder die Sicht doch stark einschränkten, wurden astronomische Aspekte besprochen und erklärt, beispielsweise Grundlagen zur drehbaren Sternkarte und zur Entwicklung der Teleskope von Galileo Galilei bis zu den heute verfügbaren Modellen. Aufgrund weiterer Wolken und sinkender Temperaturen beendeten wir dann die Veranstaltung. Trotz der nicht optimalen Wetterbedingungen konnten die Beobachtungen erfolgreich durchgeführt werden. Es war für alle beteiligten Besucher wieder ein schönes Erlebnis.